Freunde des Altonaer Museums e.V.

, Hansen Mareike

Wann ist Kunst eigentlich Kunst und kein Vandalismus mehr? Stencil-Workshop im Gängeviertel

Die Freunde des Altonaer Museums waren bei einem Stencil-Workshop, und haben sich nicht nur viel über die Geschichte des Graffiti und die Kunstform allgemein gelernt, sondern haben selbst zur Spraydose gegriffen.

Abstrakte Bilder, künstlerische Schriftzüge, vollständig besprayte Züge - was für die einen an verurteilenswerten Vandalismus grenzt, ist für andere Ausdruck künstlerischer Freiheit und Kunst. Die Rede ist - natürlich - von Graffiti. Kaum eine andere Kunstart kann die unterschiedlichen Schichten einer Stadt so in hitzige Diskussionen versetzen wie Graffiti. Doch dafür, dass diese Kunstwerke von vielen als Schmierereien verunglimpft werden, sind diese Bilder und Schriftzüge gar nicht so einfach zu gestalten. Wie bei allen Kunstformen ist die Idee im Kopf nicht identisch mit dem Bild auf der (Lein-)Wand.

Davon konnten sich ein paar Freund*innen des Altonaer Museums selbst überzeugen, als sie am 12. April an einem Stencil-Workshop teilnahmen. Felix von Stattreisen nahm die 11 Teilnehmenden mit durch das Gängeviertel und erzählte von dem ersten Graffitikünstler in Deutschland, Peter Eiffe, der 1968 in Hamburg das erste Mal in Erscheinung trat, über die Anfänge in New York hin zur heutigen Zeit. Viele kennen noch Oz, der an allen möglichen und unmöglichen Orten in Hamburg sein Tag, also seinen Namen, hinterlassen hat, und überall Smileys hinsprayte. Meistens übrigens auf Augenhöhe von Kindern, weil er ihnen ein Lächeln entlocken wollte. Man merkt, Hamburg hat eine lange Graffiti-Geschichte und eine sehr lebendige Szene. 2023 wurde das sogar in einer Ausstellung im Museum für hamburgische Geschichte gewürdigt.

Im Gängeviertel sahen wir verschiedene bunte Graffiti in allen Größen und Formen - und die Gruppe fing an zu diskutieren, welches von den Bildern Kunst sei und welches nicht.

Wann ist Kunst eigentlich Kunst und kein Vandalismus mehr?

Diese ketzerische Frage wird häufiger gestellt als man denken mag, wenn es um Street Art und vor allem Graffiti geht. Dazu kommen die Künstler*innen und ihre Intentionen, die oft vor allem systemkritisch und politisch sind, und weniger als Kunst gesehen werden wollen, sondern als politisches Statement. 

Aber genug der Theorie, die Teilnehmenden durften selbst ran und sich mit Stencils und Spraydosen austoben. Stencils sind, wie der Name schon sagt, Schablonen. Das Besondere: man macht sie selbst. Und da man sie selbst macht, sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Wenn ein Motiv gefällt, wird es gecuttet, also mit einem Skalpell ausgeschnitten. Auch was die Untergründe angeht, gibt es wenig Einschränkungen. Haus- wie Leinwände kommen als erstes in den Kopf, aber das ist ja langweilig. Wie wäre es mit der Seite aus einem alten Atlas? Eine Holzlatte? Oder einer alten Vinylplatte?

Kaum war die Einführung von Felix vorbei, in der er auch Tipps zur richtigen Handhaltung beim Cutten und dem idealen Abstand der Spraydose zu Schablone und Untergrund gab, ging es schon ans Werk. Es gab bereits einen dicken Ordner mit Motiven, die man ausschneiden konnte. Darth Vader wurde ebenso ausgewählt wie ein klassischer Banksy oder ein Origami-Vogel. Die Schwierigkeitsgrade unterschieden sich von Stencil zu Stencil, und manch einer hatte sich sein Motiv doch leichter oder schneller vorgestellt. Trotzdem hatten alle Teilnehmenden innerhalb der Zeit ihr Stencil fertig und konnten mit den Dosen loslegen.

Und wie losgelegt wurde! Einige wollten gar nicht mehr aufhören. Das ist nur verständlich, denn die Ergebnisse waren umwerfend! Silberne Katzen auf lila-blau gesprayer Vinylplatte, Origamivogel auf Holz und ein Pferdekopf auf einer Atlasseite sind nur einige der Ergebnisse. Nach zweieinhalb Stunden war der Workshop leider schon vorbei und man musste die Spraydosen zurückstellen.

Das Beste aber war: man durfte seine Werke natürlich mit nach Hause nehmen. Und so ein Graffiti-Artwork ist schon etwas außergewöhnlicher als das Standardposter vom Internetversand.

Auf Instagram haben wir ein Video dazu gepostet.